Osteopathie bei Rückenschmerzen
Rückenschmerzen sind ein weit verbreitetes Phänomen in der heutigen Gesellschaft. Während ein Hexenschuss oftmals harmlos ist, können ein Bandscheibenvorfall oder eine Nervenwurzelreizung zu wirklichen Problemen führen. Es gibt zahlreiche Gründe für Rückenschmerzen. Diese sollten zunächst gründlich untersucht werden, um die eigentliche Ursache der Beschwerden zu ermitteln. Dazu kann ein bildgebendes Verfahren zusätzlich hilfreich sein. Dadurch können sichere Aussagen über den Zustand der Wirbelsäule, der angrenzenden Gewebe und die möglichen Schmerz verursachenden Strukturen getroffen werden. Nachfolgend erfahren Sie mehr zu den Themen Hexenschuss und Bandscheibenvorfall und darüber hinaus, wie Osteopathie bei Rückenschmerzen zum Einsatz kommen kann.
Hexenschuss oder Bandscheibenvorfall?
Wenn akute Rückenschmerzen im unteren Bereich der Wirbelsäule auftreten, werden diese umgangssprachlich als Hexenschuss bezeichnet. Der medizinische Ausdruck lautet Lumbago oder akute Lumbalgie. Oftmals wird ein Hexenschuss durch eher gewöhnliche Bewegungen im Alltag, wie Bücken, Heben oder Drehungen verursacht. Findet die Bewegung außerdem unter Belastung der Wirbelsäule statt, ist die Gefahr eines Hexenschusses noch größer. Zusätzlich spielen ruckartige oder ungewohnte Bewegungen, aber auch Stress und Hektik häufig eine Rolle.
Symptomatisch für einen Hexenschuss ist der einschießende Schmerz in den unteren Rücken (Lendenwirbelsäule). Oftmals kommt der Hexenschuss unerwartet und sorgt dafür, dass sich Patientinnen oder Patienten für einen Moment lang gar nicht oder nur mit großer Anstrengung aufrichten können. Trotz deutlicher Schmerzen sind Bandscheiben oder Spinalnerven in der Regel nicht betroffen. Vielmehr kommt es zu einer starken lokalen Muskelanspannung im Sinne einer Schutzspannung, die wiederum Einfluss auf angrenzende Gewebe hat und für den intensiven Schmerz verantwortlich ist.
Nach einer Entlastung und Schonung des Rückens verschwinden die Beschwerden häufig von allein. Eine osteopathische Behandlung kann diesen Prozess sinnvoll unterstützen. Auch wenn ein Hexenschuss zunächst harmlos ist, können wiederholt auftretende akute Rückenschmerzen ein Zeichen für muskuläre Dysbalancen und Vorboten ernsthafter struktureller Probleme sein.
Im Gegensatz zum Hexenschuss ist ein Bandscheibenvorfall eine ernstzunehmende strukturelle Erkrankung der Wirbelsäule. Ein Bandscheibenvorfall kann mit einem vergleichbaren einschießenden Schmerz einhergehen. Zusätzlich können jedoch neurologische Symptome in den Extremitäten auftreten.
Bei einem Bandscheibenvorfall der Halswirbelsäule sind bspw. Ausstrahlungen und Schmerzen in den Armen, Händen und Fingern möglich. Ein Bandscheibenvorfall der Lendenwirbelsäule verursacht oftmals ziehende Schmerzen und Kribbeln in den unteren Rücken sowie in die Beine, Füße und Zehe. Auch Taubheit, Muskelschwäche und Sensibilitätsstörungen können auftreten.
Bandscheibenvorfälle im unteren Rücken (Lendenwirbelsäule) führen häufig zu Ischialgien, umgangssprachlich auch Ischias genannt. Ischialgien sind ausstrahlende Schmerzen in ein Bein.
Jedoch ist nicht jeder Bandscheibenvorfall symptomatisch, d.h. Bandscheibenvorfälle können auch beschwerdefrei und somit unbemerkt bleiben. Bei einem Verdacht können bildgebende Verfahren, wie Magnetresonanztomografie (MRT) oder Kernspintomografie Aufschluss über den tatsächlichen Zustand der Wirbelsäule geben und gesicherte Ergebnisse liefern.
Wie behandeln Osteopathen bei Rückenschmerzen?
Nach einer gesicherten Diagnose kann Osteopathie sinnvoll zum Einsatz kommen und zur Linderung der Rückenschmerzen beitragen. Die aktuellen Lebensumstände sowie die Vorgeschichte der Patientin oder des Patienten werden dabei berücksichtigt. Sie spielen für die nachfolgende Behandlung eine wichtige Rolle, weil die Osteopathin oder der Osteopath diese in Zusammenhang bringen und Lösungen anbieten kann.
Erfahrene Osteopathen sehen den Menschen als ganze Persönlichkeit und betrachten Rückenschmerzen ebenso ganzheitlich. Denn die Ursache für Rückenschmerzen lässt sich nicht immer im Rücken selbst finden. Benachbarte oder auch entfernte Körperregionen kommen durchaus in Frage und müssen zusätzlich osteopathisch untersucht werden. Zum Beispiel kann ein abgeflachtes Fußgewölbe auf Dauer zu einem Beckenschiefstand führen, der wiederum ursächlich für Rückenschmerzen sein könnte. In diesem Fall allein den Rücken zu behandeln, führt nicht zum Ziel einer dauerhaften Schmerzlinderung.
Ist die Ursache für Rückenschmerzen gefunden und osteopathisch behandelbar, wird die entsprechende Körperregion durch gezielte Handgriffe mobilisiert. Verklebungen der Gewebe werden gelöst und lokale Gelenkblockaden aufgehoben. Eine Osteopathin oder ein Osteopath unterstützt den Körper auf diese Weise sich selbst zu regulieren und in ein Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung zurückzukehren.
Was können Sie selbst gegen Rückenschmerzen tun?
Bewegen Sie sich!
„Leben ist Bewegung“, das sagte bereits der Begründer der Osteopathischen Medizin Andrew Taylor Still (1828-1917) vor über hundert Jahren. Der menschliche Körper ist ein Bewegungsapparat und ursprünglich dazu gedacht, weite Strecken zu Fuß zurückzulegen, ausdauernd und belastbar zu sein. Es gibt nachweislich gute Gründe dafür, ein aktives Leben zu führen und sich regelmäßig sportlich zu betätigen:
- Regelmäßige körperliche Bewegung erhöht die Wahrscheinlichkeit auf ein längeres Leben
- Sportliche Aktivitäten vermeiden die Entstehung von Übergewicht und Fettleibigkeit
- Regelmäßige körperliche Bewegung senkt das Risiko für eine Herz-Kreislauf-Erkrankung
- Bewegung an der frischen Luft trägt zur inneren Ausgeglichenheit bei und fördert die psychische Gesundheit
Vermeiden Sie dauerhaften Stress und Anspannung!
Sorgen Sie für Ausgleich und finden Sie eine gesunde „Work-Life-Balance“. Sie kennen sicher die Metaphern von dem „Druck, der auf den Schultern lastet“ oder dem „Vorgesetzten, der einem im Nacken sitzt“. Suchen Sie ein klärendes Gespräch, denken Sie über Veränderung nach und halten Sie Ausschau nach Alternativen, um dauerhaftem Stress und Anspannung zu entgehen. Ihr Rücken wird es Ihnen danken.
Sitzen Sie flexibel, auch am Arbeitsplatz!
Sitzen ist ein komplexer Vorgang. Durch unterschiedliche Sitzpositionen am Arbeitsplatz verändert sich auch die Haltung der Wirbelsäule permanent. Auch werden dadurch einseitige Belastungen und Belastungsspitzen vermieden. Nicht nur die Stellung des Beckens variiert, sondern auch die der Wirbelsäule bis hoch zu den Schultern und den Kopfgelenken. Die Position der Beine spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle. Vermeiden Sie die Beine dauerhaft übereinander zu legen, um sowohl die Hüftgelenke nicht zu überlasten als auch ein Abdrücken der Blutgefäße zu verhindern. Nutzen Sie zusätzlich Gelegenheiten zum Aufstehen bzw. schaffen Sie solche. Eine Erinnerung am Bildschirm oder im Handy erleichtert Ihnen den Arbeitsalltag im Büro.
Tun Sie sich Gutes!
Die Möglichkeiten, sich selbst und seinem Rücken Gutes zu tun, sind vielfältig. Dazu zählen neben regelmäßiger Bewegung ein Bewusstsein für die eigene Körperhaltung. Da längeres Sitzen sich oftmals nicht vermeiden lässt, können Sie darauf achten, flexibel zu sitzen und die eigene Sitzhaltung immer wieder zu verändern. Auf diese Weise bleiben Sie in Bewegung und vermeiden einseitige Fehlbelastungen der Wirbelsäule.
Wärmen Sie verspannte Muskelpartien. Legen Sie eine Wärmflasche oder ein Kirschkernkissen in den Rücken oder nehmen Sie ein warmes Bad zur Durchblutungsförderung und Lockerung der Muskulatur. Dadurch können Sie Verkrampfungen und Muskelschmerzen senken und zum Ihrem allgemeinen Wohlbefinden beitragen.
Regelmäßige Dehnungen helfen Ihnen dabei, beweglich zu bleiben. Untersuchungen haben gezeigt, dass es in jedem Lebensalter möglich ist, durch Dehnen beweglicher zu werden. Dabei werden Ursprung und Ansatz des gedehntes Muskels auseinander gebracht, sodass eine Verlängerung stattfindet und dadurch eine Vergrößerung des Bewegungsumfangs erzielt werden kann.
Nicht zuletzt kann ein Besuch beim Osteopathen Sie darin unterstützen, Spannungen in Muskeln und anderen Geweben zu senken und Rückenschmerzen zu lindern. Auf diese Weise wird Osteopathie bei Rückenschmerzen einen Beitrag zu Ihrer Gesundheit leisten. Darüber hinaus kann die Beweglichkeit der Wirbelsäule verbessert und eine natürliche Körperbalance hergestellt werden.